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GeschichtenUndUnsinn

Geschichten & (Un)Sinn

(als Andy Suess)

Poetry Slam Texte und mehr

Buch
Erschienen 23. Januar 2018
Seitenzahl der Print-Ausgabe: 120
Erhältlich als eBook & Print-Ausgabe

Kurzbeschreibung: Der Schaupieler, Sprecher und Poetry Slammer Andy Suess präsentiert in diesem Buch eine Auswahl seiner Bühnentexte, Gedichte und kleine Anmerkungen dazu.

Leseprobe

Ein Meer aus Farben

Wenn ich morgens aufwache oder eher in den »Schaun wa mal was passiert« Modus wechsel, reagieren die Organe meines Körpers recht unterschiedlich, das habe ich festgestellt und zu wissenschaftlichen Studien auch mit Kamera und Ton festgehalten.

Meist steht ja sowieso der Körper vor dem Verstand auf. Und im Grunde jeden Morgen ist es der gleiche Körperteil, der sich einbildet, in der Nacht zur Armee gekommen zu sein um nun beim Morgenapell in der ersten Reihe stramm stehen zu müssen und sich nicht zu bewegen. Frauen haben dieses Problem nicht, das soll aber gar nicht Thema sein.

Damit der Geist langsam dem, was sich am Morgen Körper schimpft und durch die Wohnung schlurft und stolpert, nachkommen kann, hat der Mensch eine Art Routine entwickelt. Alle Organe dürfen unterschiedlich schnell reagieren, damit der Frühsport nicht zum Frühmord wird.

Das sich die Katze in der Nacht oder sagen wir besser, vor wenigen Minuten erbrochen hat, registrieren die Füße meist als erstes. Die Warnung »Ey Achtung! Da ist Katzenkotze am Boden, bin grad reingelatscht« kommt irgendwie noch nicht durch die Nervenbahnen durch, weil ein »Moment bitte. Der Schlafmodus ist noch nicht beendet« Synapsen Nachtwächter den Reizimpuls zurückhält.

Was wiederum bedeutet, dass der zweite Fuß noch gar keine Ahnung hat, was dem ersten Fuß da gerade passiert ist und mit einem »Platsch« auch reintritt.

Die Nervenbahnen haben nun aber endlich die erste Warnung registriert, geben ein »Okay, wir sagen’s weiter« zurück und der erste Fuß erhält fälschlicherweise das Signal »Halt!« wegen des eben erwähnten Synapsen Nachtwächters.

So steht man nun also da, beide Füße sind warm und nass und das Gehirn teilt sich damit folgende Aufgaben:

1. Dem zweiten Fuß zu signalisieren: »Auch stehenbleiben bitte« während dieser bereits einen weiteren Schritt nach vorn gemacht hat und der Rest des Körpers seltsam verdreht aussieht, vom Gleichgewichtssinn, der morgens noch später aufwacht als alles andere, ganz zu schweigen

2. Den Augen zu sagen: »Jungs, jetzt macht mal die Lider auf und seht nach unten«, was diese auch folgsam tun und sich in einem Sekundenbruchteil nach Erblicken des Katzensekrets angewidert zur Decke winden

3. Sich selbst genau in diesem Moment zu fragen: »Sag mal, steh ich grad in Katzenkotze?«, die Frage mit einem »Ach Du Scheiße, ja« zu beantworten und dem Sprachzentrum ein dahingemurmeltes »Boa Ey« zu entlocken

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