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Mein Beitrag zum Autoren-Adventskalender Osterspecial 2021

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Sherlhopp Holmes und die verschwundenen Ostereier


Mein guter Freund, Sherlhopp Holmes, saß in seinem großen Lehnstuhl und knabberte gemütlich an einer Möhrenpfeife, als …

    Oh, Verzeihung. Ich habe mich noch gar nicht vorgestellt. Mein Name ist Hoppsen. Doktor Hoppsen. Und ich bin nicht nur der beste Freund, den Sherlhopp hat, sondern auch der Mitschreiber seiner oder, besser gesagt, unserer Abenteuer.

    Im allgemeinen Sprachgebrauch nennt man das einen Chronisten. Aber das nur nebenbei.

    Und eben dieser Sherlhopp Holmes ist der Meisterdetektiv der Hasenwelt. Es gibt nicht einen Fall, den er nicht hätte lösen können.

    »Hoppsen? Warum erklären sie denn das so genau?«

    »Ja, weil das doch eine Geschichte auch für Kinder ist. Und manche Dinge muss man eben erklären, sonst wissen sie ja nicht, was ein Chronist ist und was er tut.«

    »Achso, gut, das wissen ja nicht mal alle Erwachsenen. Dann machen sie mal weiter.«

    Ja, wo war ich denn stehengeblieben? Ach ja, richtig. Jetzt fällt es mir wieder ein. Also: Sherlhopp Holmes knabberte an seiner Möhrenpfeife, als es an der Tür klopfte.

    »Besuch, Holmes. Wer kann das sein?«, fragte ich.

    »Das kann ich ihnen sofort sagen, Hoppsen. Vor der Tür steht hoher Besuch«, antwortete Holmes.

    Ich war, wie so oft, überrascht, denn mein Freund hatte die Gabe, schon vorweg zu wissen, wer uns besuchen wollte, wenn es klopfte.

    Nur einmal hatte er sich geirrt. Statt des von ihm angekündigten Inspektor Lestrade stand ein Amazonas Bote vor unserer Tür, denn Sherlhopp hatte völlig vergessen, dass er sich zwei neue Möhrenpfeifen bestellt hatte.

    Überhaupt waren Möhrenpfeifen schon fast eine Sucht bei ihm. So schnell konnte man gar nicht gucken, wie er die in sich hinein mampfte.

    »Hoppsen! Fahren sie bitte mit der Geschichte fort. Das muss niemand wissen!«

    »Entschuldigung, Holmes. Dann sagen sie mir doch einfach, wer dieser hohe Besuch ist, der uns am frühen Morgen beehrt. Ist es die Hasenkönigin?«

    Sherlhopp Holmes schmunzelte und sagte dann: »Aber Hoppsen. Wie kommen sie nur immer wieder auf solch absurden Einfälle?«

    Ich habe die Vermutung, dass er mir damit sagen wollte, dass ich dumm wäre. Aber ich bin ein Doktor. Und die sind im Allgemeinen nicht dumm.

    »Ja nun sagen sie mir schon, wer steht vor der Tür?«, fragte ich.

    Sherlhopp erhob sich, strich den Morgenmantel glatt und antwortete: »Sie werden überrascht sein. Es ist niemand anderes, als der Osterhase persönlich!«

    Holmes hatte recht. Ich war, zum zweiten Mal an diesem Tag, überrascht. Und so fragte ich: »Der Osterhase? Ja, was will er denn von uns?«

    »Öffnen sie die Tür und lassen ihn eintreten. Dann werden wir es erfahren. Schließlich bin ich kein Hellseher.«

    »Ich bin mir nicht sicher, ob sie nicht doch einer sind«, antwortete ich, erhob mich also aus meinem Sessel, ging zur Tür und öffnete sie, wie mir Holmes aufgetragen hatte.

    Und tatsächlich: Da stand der Osterhase.

    »Guten Tag«, sagte er. »Sind sie Herr Holmes?«

    »Ich bin Doktor Hoppsen. Aber treten sie doch bitte näher und nehmen sie Platz.«

    Der Osterhase kam herein und setzte sich auf den Besuchersessel.

    Woher er wusste, welcher Sessel der Richtige war? Nun, das ist ganz einfach. Holmes hatte extra ein Schild gemalt, auf dem ›Besucher setzen sich bitte hier hinein!‹ stand und diesen am Sessel befestigt. Also konnte man den gar nicht verfehlen.

    Holmes stellte sich vor unseren Kamin. Dann sagte er: »Nun, Herr Osterhase, erzählen sie mir, warum sie hier sind und was ich für sie tun kann.«

    Sherlhopp redete meist nun von sich selbst und vergaß gern, dass ich auch noch da war. Aber ich war es gewöhnt.

    Der Osterhase wirkte nervös. Seine Zähne klapperten aufeinander und er rieb sich ständig die Pfoten. Dann begann er zu erzählen: »Also, Herr Holmes, das ist so: Die ´er sind verschwunden. Gerade waren sie noch da und im nächsten Moment weg.«

    »Was ist verschwunden?«, fragte ich verwirrt.

    Sherlhopp sah mich tadelnd an und antwortete: »Das haben sie doch gehört. Die ´er sind weg.«

    Einen kurzen Moment war es still.

    »Sapperlot«, entfuhr es Holmes.

    Ich verstand allerdings immer noch nichts und fragte nach: »Die R sind weg?«

    »Nicht doch, Hoppsen. Nicht die R. Die ´er. Sie müssen genauer zuhören.«

    »Entschuldigung, Holmes. Natürlich. Sie haben, wie immer, recht«, antwortete ich und war schon ein klein wenig beleidigt.

    Sherlhopp fuhr fort: »Bitte, Herr Osterhase. Erzählen sie genau, was vorgefallen ist. Und lassen sie nichts aus. Jedes kl`ne Detail kann wichtig s`n.«

    »Warum reden sie denn so komisch, Holmes?«, wollte ich wissen.

    Mein Freund wandt sich mir zu. »Hoppsen. Ich rede ganz normal. Aber, wie uns der Osterhase gerade sagte, sind die `er verschwunden. Und da ist es völlig logisch, dass ich weder ´er noch kl`n aussprechen kann. Sie im übrigen auch nicht.«

    Meine Verwirrung konnte nicht größer sein. Was war nur in Sherlhopp gefahren, dass er plötzlich solch seltsame Verrenkungen mit seiner Sprache anstellte?

    »Holmes. Ich verstehe k`n Wort. Warum …«

    Ich stockte. Was war denn nun los? Ich hatte ›kein‹ sagen wollen, brachte aber nur ein k`n hervor.

    Triumphierend sah mich Sherlhopp an. »Na? Verstehen sie jetzt, Hoppsen?«

    »Aber … das ist ja unglaublich, Holmes«, rief ich aus.

    Sherlhopp nickte kurz und sagte: »Bitte, erzählen sie.«

    Der Osterhase begann: »Also wissen sie, das war so: Ich hatte m’nen Wagen beladen und war auf dem Weg zu m’nem ersten Kunden, da …«

    Ich unterbrach: »Kunden?«, fragte ich.

    »Ja, die Kinder eben. Das sind ja die Kunden. Wir haben da auch ´ne Kart`, da stehen die Namen und Adressen drin. Man muss ja schließlich wissen, wo man schon war. Nicht, dass ich `n Kind doppelt beschenke. Das System t`le ich mir mit dem W`hnachtsmann.«

    »Achso«, antwortete ich, verstand aber nicht wirklich, was mir der Osterhase sagen wollte. Holmes sah mich schief von der Seite an.

    »Ver… Entschuldigung, Herr Osterhase. Hoppsen ist da manchmal etwas langsam im Verstehen«, sagte er dann.

    Ich glaube, er hatte mich schon wieder dumm genannt.

    »Ja«, fuhr der Osterhase fort, »also wie gesagt. Ich hatte m`nen Wagen beladen. Da waren die `er drauf. Und natürlich auch Schokolade.«

    »Gut, gut«, unterbrach mein Freund die Erzählung des Osterhasen. »Was ist dann passiert?«

    »Ich bin losgefahren. Also wie immer. Nur musste ich diesmal `ne andere Strecke fahren. W`l doch an der Hauptstraße gebaut wird. Und dewegen kommt man l`der an der Schummelliese vorb`. Das verm`de ich sonst, w`l die sich immer so aufregt, wenn man da mit `ern vorb`fährt.«

    Ich hatte den Namen schon einmal gelesen. Das war in der Aether Gazette, Hasenausgabe. Die Schummelliese konnte Eier nicht ausstehen und hatte von unserem Bürgermeister verlangt, dass es verboten sein soll, an ihrem Haus mit ebensolchen vorbeizufahren.

    Der Bürgermeister hatte das erst für einen schlechten Scherz gehalten, aber weil die Schummelliese sich immer und immer wieder beschwerte, hatte man nach einiger Zeit zugestimmt, um dem Ärger aus dem Weg zu gehen.

    Der Osterhase fuhr fort: »Und kaum war ich an ihrem Haus angekommen, da hatte sie schon `n Fenster aufgerissen und fürchterlich geschimpft. Und kurz danach waren die `er verschwunden.«

    »Aha!«, rief Sherlhopp und setzte ein wissendes Lächeln auf. »Dann werden wir dort mit unseren Nachforschungen beginnen. Ich habe das Gefühl, dass ich jetzt schon w`ss, wer verantwortlich für das Verschwinden der `er ist.«

    »M`nen sie etwa, die Schummelliese hat etwas damit zu tun?«, fragte ich.

    Aber Sherlhopp antwortete nicht, sondern gab mir nur eine Anweisung: »Hoppsen. Ziehen sie sich an. Wir werden der Schummelliese `nen Besuch abstatten.«

    Und so machten wir uns auf den Weg.

    Zuvor hatte mein Freund dem Osterhasen noch versichert, dass sich der Fall bald aufklären würde.

    Da das Haus der Schummelliese am anderen Ende von Hasenstadt lag, bestellten wir einen der neumodischen Dampfflügler. Diese hatten den Vorteil, dass sie fliegen konnten.

    Wir setzten unsere Schutzbrillen auf und der Flügler hob ab und schoß davon. Nur kurze Zeit später standen wir vor der Hausnummer 13 der Anwinkelgasse.

    Das Haus der Schummelliese war windschief und pechschwarz. Ganz im Gegensatz zu den anderen Häusern der Stadt, die bunt und farbenfroh gestrichen waren.

    Auf einem großen Schild an der Eingangstür war zu lesen: »Schummelliese. Nur mit Termin. Klingeln zwecklos.«

    »Holmes«, fragte ich und sah dabei meinen Freund an. »Woher kennen sie die gute Frau `gentlich?«

    Sherlhopp lachte und antwortete: »Gute Frau ist nicht ganz richtig. Sie zaubert viel dummes Zeug.«

    »Was m`nen sie damit?«

    »Wenn gute Zauberer zaubern, dann bekommen sie Blümchenmuster an ihre Gardinen oder wohlschmeckenden Möhrenkuchen und solche Dinge. Wenn aber Schummelliese zaubert, dann eher Unfug und Schabernack.«

    »Achso. Und deswegen glauben sie, dass sie etwas damit zu tun hat, dass die `er verschwunden sind?«

    »Ich bin mir absolut sicher, Hoppsen.«

    »Und die Schummelliese kann das auch wieder rückgängig machen?«

    »Wenn sie das nicht kann, dann haben wir richtige Probleme.«

    Ich überlegte und kam zu dem Schluss, dass mein guter Freund recht hatte. Stellt Euch nur einmal vor, man möchte einen Eierkuchen backen. Und das ohne Eier. Oder mit dem Eilzug fahren. Der dann ja nur noch ein Lzug ist. Feiern wäre dann auch nicht mehr möglich, weil man nur noch F`ern könnte. Man sagt schließlich nicht umsonst: Keine Feier ohne Eier.

    »Aber Holmes. Wie wollen wir denn hin`n kommen? Klingeln ist doch zwecklos.«

    Holmes sah mich wieder einmal mit diesem Blick an, der mir sagte, dass ich wohl erneut etwas Dummes gesagt hatte.

    »Hoppsen. Sie vergessen wieder, sich auf das Wesentliche und Offensichtliche zu konzentrieren. Wenn wir nicht klingeln können, dann machen wir was?«

    Ich überlegte erneut. Klingeln war zwecklos. Dann blieb ja nur noch …

    »Klopfen?«, fragte ich vorsichtig.

    Und diesmal war mein guter Freund zufrieden mit mir. »Genau, Hoppsen. Sie haben es erfasst. Nicht umsonst hat man den Türklopfer an der Tür angebracht.«

    Und dann ergriff Holmes diesen und pochte damit einmal an die Tür.

    Das heißt … er wollte es. Aber der Klopfer gab keinen Ton von sich.

    »Sapperlot«, sagte Sherlhopp und kratzte sich am Kinn. Dann aber erhellten sich seine Gesichtszüge. »Aber natürlich. Wie dumm von mir.«

    »Was ist denn, Holmes? Was haben sie denn Dummes gemacht?«

    »Ich habe nur `nmal geklopft. Aber das war wirkungslos. Und wissen sie auch warum?«

    Und wieder stellte mir Holmes eine Frage, auf die er die Antwort sowieso schon wusste. Er wollte mich, wie so oft, nur testen.

    »Sagen sie es mir. Sie wissen es doch sowieso schon. Ich möchte nicht raten«, antwortete ich.

    »Ach Hoppsen. Sie vermiesen mir ja den Spaß. Aber bitte, ich erkläre es ihnen: Da wir das Wort ` nicht aussprechen können, kann der Klopfer weder auf `ns, noch Zw` noch Dr` reagieren. Erst, wenn wir viermal klopfen, dann hören wir auch wieder etwas.«

    Ich fand die Erklärung meines guten Freundes zwar seltsam, aber sie war auch irgendwie logisch. Und außerdem trat er sofort den Beweis für seine Theorie an.

    Und tatsächlich, es klopfte viermal.

    Im gleichen Augenblick, als der letzte Ton verklungen war, erklang eine tiefe Stimme: »Wer ist da?«

    »Der Name der Person, die vor ihnen steht, ist Holmes. Sherlhopp Holmes«, antwortete mein Freund.

    »Haben sie `nen Termin?«, fragte die Stimme.

    »Ja«, sagte Holmes und klang dabei sehr überzeugend.

    »Dann bitte. Treten sie näher«, antwortete die Stimme und die Tür schwang quietschend auf.

    Während wir das windschiefe Haus betraten, flüsterte ich leise: »Holmes. Wir haben doch gar k`nen Termin.«

    Sherlhopp antwortete: »Es schien mir, dass die Tür davon wenig Kenntnis besaß. Ich habe es versucht.«

    »Sie haben geflunkert, Holmes.«

    »Das habe ich nicht. Da ich aber nächste Woche Mittwoch zum Zahnarzt muss, habe ich mit Ja geantwortet. Denn die Tür hat nicht gefragt, wo wir den Termin haben.«

    »Das ist aber schon etwas spitzfindig«, merkte ich an.

    »Aber korrekt und die Tür hat es akzeptiert. Und selbst, wenn es nicht gestimmt hätte … kann man etwa `ne Tür belügen?«

    Die Tür fiel krachend zu und wir standen in völliger Dunkelheit.

    »Wo müssen wir hin, Holmes?«, fragte ich etwas ängstlich. »Ich seh ja die Hand vor Augen nicht.«

    »Dort vorn ist Licht. Ich glaube, da sollten wir hingehen«, antwortete Holmes und schritt voran.

    Ich folgte ihm und bald standen wir in einer kleinen Kammer. Der Lichtschein kam von einem Kaminfeuer, über dem ein Kupferkessel hing, in dem eine dunkle Flüssigkeit blubbernd kochte.

    Auf dem Boden hatte sich grüner Dampf gebildet, der aus dem Kessel herauskroch und sich verteilte.

    Auf Regalen und Kommoden in der kleinen Stube standen eine Menge Tiegel, Töpfe und Gläser, in denen sich unheimliche Dinge befanden.

    »Fassen sie um Himmelwillen nichts an, Hoppsen«, warnte mich mein Freund.

    Das hätte er sich sparen können, denn um nie wäre ich auf die Idee gekommen, bei einer Zauberin etwas anzufassen. Wer weiß, was da passieren könnte. Vielleicht würde ich mich in eine Kröte verwandeln, oder etwas Schlimmeres.

    »Dort«, sagte ich schließlich und zeigte auf einen Schaukelstuhl, der mitten im Raum stand und in dem eine alte, runzlige Häsin saß.

    Aus ihrem Gesicht ragte eine spitze Nase hervor und die Barthaare leuchteten giftgrün. Dazu hatte sie einen dunkelblauen Morgenmantel an, auf dem sich merkwürdige Symbole befanden.

    »Frau Schummelliese?«, fragte Holmes mit fester Stimme.

    Die Häsin drehte ihren Kopf in unsere Richtung und antwortete in einem Tonfall, der mir eine Gänsehaut durch mein Fell fahren ließ: »Wer will das wissen?«

    »Der Name der Person, die das wissen will, ist Holmes. Sherlhopp Holmes.«

    »Ah, Sherlhopp Holmes. Der Detektiv?«, fragte die Zauberin.

    »Eben dieser. Und ich bin gekommen, um den Fall aufzuklären.«

    »Welchen Fall?«, fragte die Häsin und schien im Begriff zu sein, aufzustehen.

    »Den, der verschwundenen Sachen, die man unbedingt braucht.«

    Es knarzte und knackte, als die Häsin sich erhob. »Und diese Sachen, die sie brauchen, die finden sie hier?«

    »Allerdings. Alle Spuren führen zu ihnen«, antwortete Sherlhopp und stemmte die Hände in die Hüften.

    »Ich kann nicht sagen, dass ich wüßte, was sie von mir wollen.«

    »Sie sind schlau, Frau Schummelliese. Aber ich habe sie durchschaut.«

    »Erklären sie«, sagte die Häsin, schnipste mit dem Finger und wie aus dem Nichts erschien eine Kanne mit dampfendem Tee und vier Tassen auf dem Tisch, der neben dem Fenster stand. »Tee?«, fragte sie.

    »Gern«, antwortete ich.

    Die Kanne flog, ohne dass man sie berührt hatte, durch die Luft und goss in jede Tasse etwas Tee hinein.

    »Zucker?«, fragte die Schummelliese erneut.

    »Ja, bitte«, antwortete ich. »Bitte `n … Zw´ … Dr´ … Vier Stück.«

    Als die Zuckerwürfel aus der Luft in die Tasse fielen, platschte es leise.

    »Und sie, Herr Holmes?«, fragte die Häsin erneut.

    »Danke. Ich nehme den Tee ohne Zucker. Vier Stück sind mir zu süß und weniger können sie uns nicht anbieten«, antwortete mein Freund.

    Jetzt schien die Zauberin überrascht zu sein. »Warum sollte ich ihnen nicht weniger anbieten können?«

    »Es fehlt ihnen ´ne wichtige Zutat dazu.«

    »Und welche?«, fragte sie erneut.

    Holmes grinste. Und anstatt der Zauberin die Frage zu beantworten, sagte er nur: »Versuchen sie es. Geben sie uns weniger als vier Stücke Zucker.«

    »Pfft«, macht die Häsin und schnippte mit dem Finger. In der Luft formten sich drei Zuckerwürfel, die aber sofort in sich zusammenfielen und als feiner Zuckerregen auf den Tisch rieselten.

    Die Schummelliese versuchte es erneut. Diesmal waren es nur zwei Würfel. Doch auch diese zerfielen sofort. Und das gleiche passierte mit einem einzigen Zuckerstück.

    »Da! Sehen sie? Ich habe es ihnen gesagt. Sie können es nicht«, sagte mein Freund triumphierend und nippte an seiner Tasse.

    »Wie sind sie auf mich gekommen?«, fragte sie dann.

    »Aether Gazette. Hasenausgabe. Da wurde berichtet, dass sie das Stadtoberhaupt dazu brachten, dass an ihrem Haus diese ovalen Osterdinger nicht mehr entlang gefahren werden dürfen«, antwortete Holmes.

    »Da nun aber auf der Hauptstraße gebaut wird, muss man hier entlang. Und dass hat sie geärgert. Deswegen haben sie gezaubert und alle ovalen Osterdinger verschwinden lassen. Was sie aber nicht bedacht haben war, dass man nun weder Pfannkuchen backen kann, noch dass Schnellzüge fahren können.«

    Die Schummelliese sah betrübt zu Boden. Dann sagte sie: »Schön. Sie haben mich ertappt. Ich wollte ja nichts Böses. Ich wollte halt nur diese Dinger nicht mehr sehen.«

    »Ich glaube ihnen das sogar«, antwortete Holmes und sah die Schummelliese mitleidig an.

    »Ach wirklich?«, fragte ich überrascht.

    »Ja, Hoppsen. Die Schummelliese hat nur die Auswirkungen ihres Zaubers nicht bedacht«, antwortete Holmes.

    »Ja, aber dann kann sie doch jetzt die ´er … die ovalen Osterdinger wieder zurückzaubern. Oder nicht?«, fragte ich erneut.

    »Ich habe es ja versucht, aber ich kann das Wort nicht mehr aussprechen. Und ohne das funktioniert der Zauberspruch nicht mehr«, antwortete die Häsin.

    »Das ist in der Tat ´n Problem«, sagte ich und sah dann meinen Freund an. Dieser lächelte. »Ich nehme an, sie haben schon `ne Lösung, Holmes?«

    »Allerdings, lieber Hoppsen, die habe ich«, sagte mein guter Freund und wandt sich an die Zauberin: »Versuchen sie es mit den Buchstaben. Dann sollte der Zauber funktionieren.«

    »Hm, ich kann es probieren.«

    Die Häsin holte aus ihrem Morgenmantel einen Zauberstab hervor, krempelte die Ärmel hoch, schwang den Stab und sprach: »Ene, Mene und Uhu. Sind alle E I er wieder da im Nu!«

    Die kleine Stube wurde von einem glitzernden Nebel eingehüllt, der in allen Farben des Regenbogens leuchtete. Dann donnerte es kurz und die Kammer sah wieder aus, wie vorher.

    »Hat … hat es funktioniert?«, fragte ich und war gespannt.

    »Das müsste man testen. Möchten sie Zucker in ihren Tee, Hoppsen?«

    »Ja, bitte. Ein Stück.«

    Die Schummelliese schnipste mit dem Finger und ein Zuckerwürfel fiel in meine Tasse.

    »Da, Holmes. Es war ein Stück Zucker. Sie haben es geschafft«, rief ich aus und nippte an meiner Tasse. Dann verzog ich das Gesicht. »Uh … jetzt ist der Tee aber sehr süß.«

    Holmes lachte. »Ja natürlich, Hoppsen. Sie hatten vorhin bereits vier Stücke Zucker in ihrem Tee und jetzt kam noch einer dazu. Das macht zusammen fünf Stücke.«

    Ich musste ebenso lachen und auch die Schummelliese stimmte mit ein.

    Kurz darauf verließen wir das windschiefe Haus. Aber nicht, ohne dass mein guter Freund der Schummelliese noch den Tipp gegeben hatte, solange die Umleitung existierte, einen Zauber zu sprechen.

    Damit sah sie die Eier nicht mehr, wenn sie aus dem Fenster blickte und musste sich nicht mehr ärgern.

    Der Osterhase war kurze Zeit später mit seinem Wagen voller Ostereier und Schokolade zu den Kindern der Welt unterwegs.

    Mamas und Papas backten Eierkuchen und alle Hasen konnten wieder mit dem Eilzug fahren.

    Und ich konnte wieder einmal eine Geschichte meines guten Freundes Sherlhopp Holmes beenden und niederschreiben.

Ende

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