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Schlachtmaid und Dunkelelb (Teil 2)

 

Rega war schon seit einiger Zeit an ihrem Treffpunkt angelangt, hatte ihr Kamel versorgt und saß gelangweilt im Wüstensand.

   Innerlich schimpfte sie über die Unpünktlichkeit der Gardalderin. Das war einer Häuptlingstochter unwürdig, fand sie. Schließlich hatten sie ihr Treffen wochenlang geplant und dass war nicht ganz einfach gewesen, weil sie es ja geheimhalten mussten.

   Und nun kam Alena zu spät.

   Zum wiederholten Mal stand sie auf und stampfte mit dem Fuß auf den Sand. Hätte sie das geahnt, wäre sie heute Morgen noch etwas länger liegengeblieben.

   Sie setzte die Hand an die Augen und hielt Ausschau, aber nirgends war eine Staubwolke zu entdecken.

   Sie grübelte über den Grund der Verspätung Alenas nach. Hatte sie sich etwa so ungeschickt angestellt, dass man sie aufgehalten hatte?

   Das traute sie ihrer Kontrahentin durchaus zu. Sie war in dieser Beziehung einfach ein kleiner Trampel.

   Rega drehte sich zu ihrem Reittier um. »Das ist doch wirklich eine Frechheit, oder, Rai?«, sagte sie verärgert.

   Das Kamel hob kurz den Kopf und sah seine Herrin verständnislos an.

   »Was?«, fragte Rega. »Bist du etwa auf ihrer Seite?«

   Rai öffnete die Schnauze und gähnte ausgiebig. Dann ließ das Kamel seinen Kopf wieder in den Sand sinken und schloss die Augen.

   »Faules Ding«, schimpfte Rega und sah wieder zum Horizont. Und diesmal entdeckte sie etwas.

   Ganz deutlich war eine Staubwolke zu sehen, die sich ihrem Standpunkt näherte. Jemand preschte in vollem Galopp durch das Wüstenland.

   »Das wurde auch Zeit!«, brummelte die Tochter der Theg und band sich ihren Schwertgurt um.

   Dann brachte sie sich in eine Kampfstellung, zog ihr Schwert heraus und begann ein paar Trockenübungen. Dabei warf sie immer wieder einen Blick auf die sich nähernde Wolke.

   Und bald konnte sie erkennen, dass sich ein Reiter auf einem Pferd näherte.

   Doch dann stutzte sie. Der Hengst trug nicht nur eine Person, sondern zwei.

   Die Zügel hielt Alena in den Händen, das konnte sie genau sehen. Aber hinter ihr saß noch jemand im Sattel. Was sollte das? Das war nicht abgesprochen.

   Jetzt stieg unbändige Wut in Rega hoch, denn sie konnte es auf den Tod nicht ausstehen, wenn man sich nicht an Spielregeln hielt.

   Sie stellte sich breitbeinig auf und stützte sich auf ihr Schwert, dass sie mit der Spitze voran in den Sand rammte. Sie drehte es dabei kurz hin und her, damit es locker saß. Falls Alena einen Trick versuchte, konnte sie ihr sofort Paroli bieten.

   Noch immer erkannte sie nicht, wer hinter der Gardalderin im Sattel saß. Nur, dass diese Person lange, blonde Haare hatte.

   Alena hielt ihr Pferd in gebührender Entfernung zu der Tochter der Theg an. Dann sagte sie leise: »Absteigen. Aber ganz langsam.«

   Keal gab ein zustimmendes Geräusch, löste seinen Griff um ihre Hüften und schwang sich auf den Wüstensand.

   Da ertönte auch schon die Stimme Regas und sie klang nicht freundlich: »Was soll das? Wieso bringst du einen … DUNKELELB?«

   Sie hatte das letzte Wort ungläubig herausgeschrien.

   »Das erkläre ich dir gleich«, erwiderte Alena und stieg ebenso ab.

   »Ich bitte darum. Und wehe, du hast Keine!«, grollte Rega.

   »Das ist Keal. Ich habe ihn in der Wüste gefunden. Er war auf einen Narg´ut getreten«, sagte die Schlachtmaid der Gardald.

   Rega grinste. »Ein Anfänger, was?«, fragte sie belustigt.

   »Ein blutiger«, antwortete Alena.

   »Ich freue mich sehr, wenn ich zu eurer Erheiterung beitragen konnte«, schmollte der Elb.

   »Und was machst du in der Wüste?«, fragte die Theg.

   »Hat Familienprobleme und ist auf der Flucht«, antwortete Alena und kam dabei Keal zu vor, der schon zu einer Erklärung angesetzt hatte.

   »Ja, so in etwa«, entgegnete der Dunkelelb. »Das war allerdings stark gekürzt.«

   »Oh, ist da jemand beleidigt?«, fragte Rega und kicherte.

   Keal schwieg und zog nur eine Augenbraue hoch.

   »Wollen wir dann vielleicht endlich anfangen?«, fragte die Theg und schwang dabei ihr Schwert hin und her.

   »Pah«, schnaufte Alena. »Hast du bemerkt, dass unsere Schwerter stumpf sind?«

   »Was?« Rega sah sie empört an. »Wie kommst du darauf?«

   »Der Elb hat es mir gesagt.«

   »Aber ich bin der Anfänger«, amüsierte sich Keal. Nur einen Augenblick später hatte er zwei Schwertenden an seiner Kehle.

   »Was meintest du?«, fragte Alena in einem plaudernden Tonfall.

   »Ihr kommt euch wohl ziemlich stark vor, was?«, fragte der Dunkelelb die Schlachtmaiden seinerseits. »Zwei gegen einen. Ja, sehr mutig.«

   »In den Legenden heißt es, dass Elben sich ohne Probleme gegen mehrere Gegner gleichzeitig zur Wehr setzen können«, erwiderte die Gardalderin provozierend.

   »Das entspricht auch der Wahrheit«, antwortete Keal. »Dazu aber müsste ich ebenfalls bewaffnet sein. Und ihr zwei seht nicht aus, als wenn ihr mir diese Gelegenheit geben wolltet. Außerdem wäre es unfair, denn mein Schwert ist scharf. Ich könnte euch verletzen.«

   »Du hast ein ganz schön großes Maul, Elb«, fauchte ihn Rega an.

   »Das hatte er bei unserem ersten Waffengang schon. Aber dann hat er sich ergeben.«

   »Ich habe dir den Sieg geschenkt, weil ich dich sonst ernsthaft hätte verletzen können«, erwiderte der Dunkelelb.

   »Ach. Ja, natürlich. Vorhin hast du dich noch gekrümmt wie ein Wurm, der nach Wasser sucht«, entgegnete Alena erbost.

   »Weil du mir zwischen die Beine getreten hast. Das war unehrenhaft!«

   »Unehrenhaft«, äffte Rega ihn nach. »So kämpfen wir in den Wüstenlanden.«

   Kurz überlegte Keal, dann fragte er ruhig: »Wollt ihr es versuchen?«

   »Was versuchen?«, fragten die Schlachtmaiden.

   »Ihr zwei gegen mich. Ich werde mein Schwert kontrollieren und nur mit dem Grat kämpfen. Damit kann ich euch nicht verletzen und wir sind ebenbürtig.«

   »Hm«, machte Alena und sah die Tochter der Theg an. »Was meinst du, Rega? Sollen wir dem Bürschchen eine Lektion erteilen?«

   »Er bettelt ja geradezu danach. Also tun wir ihm den Gefallen«, stimmte Rega zu.

   Der Dunkelelb ging ein paar Schritte rückwärts, ließ die Barbarinnen aber dabei nicht aus den Augen. Langsam zog er sein Schwert.

   Dann streckte er die Arme einladend aus und verbeugte sich vor ihnen. »Dann zeigt, was ihr könnt, Mädchen.«

   »Mädchen?«, rief Rega wütend und griff den Elb an. Zu spät erkannte sie, dass er sie nur hatte provozieren wollen und sie prompt auf ihn hereingefallen war.

   Keal wehrte den Hieb Regas locker ab, drehte sich dabei um sich selbst und versetzte der Barbarin mit dem Schwertgrad einen Klaps auf ihr Hinterteil.

   »Hoppla, Entschuldigung«, sagte er und grinste.

   Er zog in einer schnellen Bewegung seine Waffe hoch, parierte damit den Schlag Alenas, die, wie sie dachte, unbemerkt hinter ihm aufgetaucht war, ging in die Hocke und trat ihr die Beine weg.

   Die Gardalderin landete unsanft auf dem Wüstenboden.

   »Ausgerutscht?«, fragte der Elb und lächelte sie an.

   Wütend raste nun die Theg auf ihn zu und schlug wild mit dem Schwert auf ihn ein. Doch Keal parierte die Schläge fast mühelos.

   »Mehr aus der Hüfte, kontrollierter schlagen«, gab er ihr sogar noch Ratschläge, was den Zorn Regas anstachelte. Dabei aber wurde sie unvorsichtig und landete wenig später im Sand.

   Ein paar Sekunden später lag auch Alena neben ihr.

   »Ist das alles?«, fragte der Elb spöttisch. »Vorhin hast du mich überrascht, diesmal bin ich vorbereitet.«

   Die Schlachtmaiden warfen sich einen kurzen Blick zu, sprangen auf und drangen erneut auf Keal ein.

   Doch diesmal griffen sie gleichzeitig von zwei Seiten an, was den Dunkelelb, zumindest zum Teil, in die Hinterhand zwang.

   Rega setzte alle Kraft ein und Keal war kurz von der Härte der Angriffe überrascht.

   Gleichzeitig aber musste er auch auf Alena aufpassen, die sich geschickt annäherte, einen Hieb vortäuschte, ihn dabei aus dem Konzept brachte und von der anderen Seite erneut angriff.

   Dank seiner elbischen Fähigkeiten war Keal in der Lage, schnell genug zu handeln. Trotzdem überraschte ihn die Kampfweise der Barbarinnen.

   Rega war einfach aus der Reserve zu locken, das hatte er bereits festgestellt. Eine kurze Bemerkung über ihren Kampfstil zum Beispiel, ließ sie unaufmerksam werden.

   Alena aber passte sich seiner Art zu kämpfen an und war durch diese Taktik die gefährlichere Gegnerin.

   Doch trotz allem waren sie noch ungestüm. Ihnen fehlte einfach die Erfahrung.

   Plötzlich wurde Keal abgelenkt. Seine Elbensinne meldeten sich und registrierten eine Veränderung. Er hob den Kopf, um sich umzusehen.

   Er vollführte ein paar Ausfallschritte, während die Barbarinnen ihm folgten und weiter angriffen.

   Plötzlich und unerwartet schlug Keal zu und Rega konnte sich gerade noch mit einem schnellen Sprung zur Seite ducken. Das Schwert des Elben traf dabei aber ihr Kamel, welches überrascht aufsprang und davonpreschte.

   Genau das gleiche Manöver vollführte er mit Alena. Diesmal aber schlug er nach dem Pferd und auch das suchte sein Heil in der Flucht.

   »Bist du verrückt geworden?«, fauchte ihn Rega an und gab Alena eine kurze Geste mit der Hand. Diese verstand und griff den Elb an.

   Er parierte den Hieb, vernachlässigte dabei aber seine Deckung, was Rega sofort ausnutzte, einen Schlag durchbrachte und ihn dadurch stolpern ließ.

   Alena hatte dies bemerkt und eines ihrer Beine blitzschnell hinter den Elb in den Boden gestemmt. Daraufhin stürzte er und sofort waren Rega und sie über ihm.

   »Was sollte das? Warum hast du unsere Reittiere angegriffen?«, fragte die Gardalderin wütend.

   Doch der Dunkelelb ging nicht auf sie ein, sondern drehte seinen Kopf suchend hin und her. Dann antwortete er ernst: »Irgendetwas stimmt nicht. Es droht eine Gefahr.«

   »Geht es vielleicht etwas genauer?«, fragte nun Rega.

   »Nein!«, war seine einsilbige Antwort. »Wir stehen jetzt langsam auf und halten uns bereit«, fuhr er dann fort.

   »Für was?«, fragte Alena.

   »Für das, was kommen wird«, sagte er geheimnisvoll.

   Also ließen die Schlachtmaiden von ihm ab und standen zusammen mit dem Dunkelelb auf.

   Und genau in diesem Moment ertönte eine dunkle, brummende Stimme: »Ja sieh an, was haben wir denn da?«

   Ein stämmiger, muskulöser Mann trat hinter einer Sanddüne hervor und ging auf die Drei zu.

   Sein Oberkörper war frei und um seine Hüften war ein schwerer Gurt gebunden, in dem eine Schwertscheide steckte.

   »Brok!«, sagte Alena.

   »Wer ist Brok?«, fragte Keal und Rega antwortete: »Brok ist der Anführer der Thargat. Eine Raubnomadensippe, die in unseren Landen sehr bekannt ist.«

   »Welch glückliche Fügung«, sagte ebenjener Brok nun und blieb vor ihnen stehen. »Alena, Tochter von Carom und Rega, Tochter von Nekrom. Aber dich kenne ich nicht, Elb.« Dabei schleuderte er das letzte Wort abschätzig heraus.

   »Mein Name ist Keal«, entgegnete der Dunkelelb unbeeindruckt.

   »Dein Name interessiert mich nicht, Elb«, antwortete der Nomade.

   Mit einem Satz war Keal vorgesprungen und hielt ihm sein Schwert vor die Brust.

   Doch Brok lachte nur. Dann stieß er einen kurzen Pfiff aus und im Nu waren Schlachtmaiden und Elb von einem guten Dutzend Nomandenkriegern umringt.

   Mehrere davon hatten Pfeil und Bogen angelegt und zielten auf die Drei. Keal ließ sein Schwert sinken.

   »Du bist schnell, Elb«, sagte Brok und sah ihn belustigt an. Dann trat er einen Schritt vor und ließ seine Stirn auf die des Elben krachen.

   Stöhnend ging Keal zu Boden.

   »Eigentlich waren wir nur auf dem Weg zur Oase, aber als wir euch hier so im Staub wälzen sahen, da dachten wir, dass das eine gute Gelegenheit wäre«, erklärte Brok.

   »Eine Gelegenheit für was?«, fragte Alena und sah den Hünen unbeeindruckt an.

   »Prinzessin, wir werden euch mitnehmen. Ich bin sicher, eure Väter werden uns eine üppige Belohnung zahlen, damit wir euch freilassen.«

   Die Gardalderin spuckte Brok ins Gesicht. »Du mieser Abschaum«, fauchte sie.

   Der Nomade wischte sich die Spucke ab und blickte belustigt in die Runde seiner Männer. Dann schlug er ihr mit der flachen Hand mitten ins Gesicht, was die Barbarin mit einer aufgeplatzten Lippe zu Boden sinken ließ.

   »Dein Stolz wird dir noch vergehen, Prinzessin«, höhnte er. Dann gab er seinen Männern einen Befehl: »Fesselt sie und bringt sie zu den Pferden.«

   Die Thargat banden die beiden Schlachtmaiden und schleppten sie hinter die Dünen.

   »Was machen wir mit dem Elb?«, fragte einer und Brok wendete sich Keal zu. Er musterte ihn von Kopf bis Fuß.

   »Bindet ihn und lasst ihn hier liegen. Mit dem können wir nichts anfangen.«

   »Ich bin der Sohn des Königs von Ilrenshara«, sagte Keal laut.

   »Na und? Mit euch Dunkelelben haben wir nichts zu schaffen«, antwortete der Nomadenkrieger.

   »Auch mein Vater wäre bereit, euch eine hohe Summe zu zahlen, wenn ihr mich am Leben lasst«, sagte Keal und seine Stimme nahm einen geradezu flehenden Ton an.

   Spöttisch sah ihn Brok an. »Na schau einer an. Wenn es um euer Leben geht, dann seid ihr wohl nicht mehr so hochnäsig, was?«

   »Wir leben lange, aber nicht unendlich«, antwortete der Elb. »Und ich habe keine Lust darauf, in einer Wüste zu verdursten. Bitte, mein Vater ist wirklich reich!«

   Der Bandit überlegte. »Vielleicht ist das wirklich keine schlechte Idee«, sagte er dann. »Aber wie trete ich mit deinem Vater in Kontakt? Einen Unterhändler zu euch zu schicken, dauert Tage. Und wer sagt mir, dass er nicht schon beim Eintreffen in eurem Reich von euch getötet wird? Nein, ich denke, das ist mir zu viel Aufwand.«

   »Ein Aufwand, der sich aber lohnen wird, das garantiere ich dir! Bitte, ihr könnt dabei mindestens das Doppelte herausholen, was ihr für die Mädchen bekommt!«

   Brok sah den Elb lange und durchdringend an. Dann kratzte er sich am Kinn. »Hm, das klingt nicht schlecht.«

   »Es wird sich auf jeden Fall bezahlt machen, wenn ihr mich nicht tötet. Das verspreche ich euch.« Dann griff er in die Lederrüstung, doch sofort stand ein Thargat neben ihm und hielt einen Dolch an seine Kehle. Keal flüsterte: »Ganz ruhig.«

   Dann holte er langsam ein kleines Amulett hervor und hielt es Brok hin. »Hier. Das ist euer Pfand. Euer Unterhändler soll es den Wachen meines Volkes zeigen, dann bleibt er ungeschoren.«

   Der Anführer der Banditen griff nach dem Amulett und hielt es vor die Augen. Es war rund geschliffen und in seinem Inneren war eine Schlange eingraviert, die sich um eine kleine Eiche wand.

   »Ist das Silber?«, fragte der Hüne.

   »In der Tat. Ihr habt ein gutes Auge«, antwortete der Elb schmeichelnd. »Es ist nicht viel wert bei uns, aber zeigt meinen Stand.«

   »Nicht viel wert, hm?«, brummte Brok.

   »Nein. Nichts im Vergleich mit der Belohnung, die ihr von meinem Vater bekommen werdet.«

   Nach ein paar weiteren Augenblicken sagte Brok schließlich: »Na schön, Elb. Wir lassen dich am Leben und nehmen dich mit.«

   Dann rief er mehrere Krieger zu sich. Er redete kurz mit ihnen und übergab einem dann das Amulett. Die Nomaden verbeugten sich vor ihrem Anführer, schwangen sich auf ihre Pferde und preschten davon.

   Keal sah, wie sie sich in einiger Entfernung trennten und verschiedene Richtungen ansteuerten.

   Ein weiterer Thargat war hinter den Elb getreten, packte ihn unwirsch an seinem Nacken und schob ihn vor sich her.

   Als sie um die Düne herumkamen, sah der Elb die beiden Barbarinnen. Sie hockten auf dem Sandboden und sahen die Banditen hasserfüllt an. Ihre Hände waren mit Seilen fest verschnürt.

   »Aufsitzen«, brüllte Brok.

   Die Krieger griffen nach den Mädchen, hoben sie grob auf und warfen sie auf zwei Pferde, in denen bereits Nomaden saßen.

   »Das habt ihr jetzt aber nicht mit mir vor, oder?«, fragte Keal ungläubig und sah Brok mit einem hochnäsigen und stolzen Blick an.

   Der Hüne grinste. »Verzeihung, eure hochwohlgeborene Durchlaucht«, narrte er den Elb. »Aber wir haben nicht genug Pferde, um euch ein eigenes Reittier zur Verfügung zu stellen.«

   »Das ist euer Problem, nicht meins. Ich reite eigenständing, oder ihr könnt den Handel vergessen«, erwiderte Keal.

   Brok sah ihn erstaunt an. »Was hast du gerade gesagt?«, fragte er ungläubig.

   »Ihr habt mich wohl verstanden. Es ist mir nicht zuzumuten, wie eine Barbarengöre …«

   Urplötzlich hatte Brok dem Elb eine Kopfnuss verpasst und Keal landete im Sand. Blut sickerte ihm von der Stirn.

   Der Anführer riss den Dunkelelb an seinem langen Haarschopf empor und sah ihm wütend ins Gesicht. »Hör genau zu, Elb! Du magst ein guter Handel sein, aber du vergisst, mit wem du sprichst und in welcher Lage du dich befindest!«

   Keal stöhnte vor Schmerzen auf, wagte aber keine Erwiderung.

   »Wir nehmen dich mit, aber so, wie wir es für richtig halten, ist das klar?«, fragte Brok drohend.

   Demütig antwortete er: »Ja, alles klar. Ich habe verstanden. Verzeihung.«

   Der Anführer grinste. »Schon besser, Elb.«

   »Du ehrloser Wurm!«, erklang da die wütende Stimme Alenas.

   »Halt den Rand, Mädchen«, grollte Brok.

   »Du wiederlicher Pattrug!«, brüllte sie und der Anführer gab seinen Kriegern ein Zeichen. Kurz danach hatten sie und Rega einen Knebel im Mund.

   Der Dunkelelb wendete sich an den Anführer: »Lasst mich wenigstens selbst aufsteigen.«

   Brok grinste wieder. »Du hast Mut, Elb«, sagte er, »das muss man dir lassen.« Dann rief er: »Tarek!«. Ein Krieger kam mit seinem Pferd heran.

   »Der Elb wird hinter dir sitzen!«, befahl der Anführer und missmutig nickte der Thargat.

   »Bilde dir nichts darauf ein, Elb. Du imponierst mir, dass muss ich schon sagen. Aber eine falsche Bewegung und mir ist die Belohnung deines Vaters egal, hast du verstanden?«

   »Natürlich, Herr der Wüste«, antwortete Keal und verbeugte sich.

   Brok begann schallend zu lachen und seine Krieger stimmten mit ein. »Herr der Wüste. Versuch nicht, mir zu schmeicheln. Das zieht nicht.«

   »Aber nein, nichts länge mir ferner«, entgegnete Keal und versuchte, auf das Pferd Tareks zu steigen. Allerdings stellte er sich mehr als ungeschickt dabei an.

   Schließlich wurde es dem Krieger zu dumm und er zog den Elb an den Haaren herauf.

   »Aua, nicht so grob«, beschwerte sich der Elb.

   »Ich dachte immer, ihr Elben seid so geschickt?«, fragte Brok amüsiert.

   »Aber nicht, wenn uns die Hände gebunden sind«, antwortete Keal.

   Der Hüne schritt auf sein eigenes Pferd zu, welches von einem seiner Krieger am Zügel gehalten wurde. Dann schwang er sich darauf und sah einmal in die Runde.

   »Hyah!«, rief er und die Banditen setzen sich mit ihren Gefangenen in Bewegung.

   Sie waren eine ganze Zeit unterwegs und erreichten nach zwei Stunden eine ausgedorrte Hügellandschaft. Dort verlangsamten sie ihren Ritt. Urplötzlich schrie der Dunkelelb angstvoll auf und rutschte vom Pferd. Dabei hielt er Tarek aber weiterhin fest umklammert und riss diesen mit sich.

   Beim Aufprall auf dem Wüstenboden hatte Keal dem Nomadenkrieger geschickt und unbemerkt einen Dolch abgenommen. Schnell ließ er ihn in seiner Rüstung verschwinden.

   »Was ist hier los? Was soll das?«, donnerte die Stimme Broks und er kam herangeritten.

   »Der Elb hat mich heruntergerissen!«, schrie Tarek und sah Keal wütend an.

   »Verzeihung. Ich dachte, ich hätte eines von diesen Stacheldingern gesehen. Ich habe mich nur erschrocken«, wimmerte der Dunkelelb.

   »Ich glaube, es war doch keine gute Idee, dich mitzunehmen«, erwiderte Brok.

   Tarek griff nach seinem Schwert. »Lass mich ihn töten, Brok«, sagte er wütend.

   Keal hielt die gebundenen Hände empor und flehte: »Wir sind seit über zwei Stunden unterwegs. Ich konnte mich einfach nicht mehr halten.«

   Der Nomadenführer kniff die Augen zusammen und starrte den Elb misstrauisch an. »Ich dachte, du hättest einen Narg´ut gesehen?«

   »Das kommt noch dazu«, erwiderte Keal schnell.

   »Bitte, Brok. Der Elb hält uns nur auf. Wir können gut mit der Belohnung für die Mädchen auskommen«, warf Tarek ein und zog sein Schwert.

   Genau in diesem Moment bohrte sich ein Pfeil durch die Kehle des Thargat. Er sah überrascht auf, gurgelte und fiel tot zu Boden.

   Und noch bevor die Banditen begriffen, was gerade passiert war, zischten weitere Pfeile heran und trafen mehrere von Broks Kämpfern.

   »Ein Hinterhalt!«, brüllte der Riese und sofort kam Bewegung in die Nomaden.

   Sie sprangen von den Pferden, suchten sich Deckung und zogen ihre Waffen.

   »Es sind Nekroms Leute!«, rief ein Thargat Brok zu.

   »Verdammt! Wo kommen die denn her?«, fragte er laut, erntete aber nur ein Schulterzucken. »Holt die Mädchen!«, befahl er dann und zwei seiner Krieger setzten sich in Bewegung.

   Und genau in diesem Augenblick erscholl wildes Kriegsgeheul direkt hinter ihnen. Brok drehte sich um und erkannte eine ganze Horde an Barbaren, die mit gezogenen Schwertern und Äxten auf sie zu rannten. Es waren die Krieger der Gardald!

   »Die Mädchen, schnell!«, brüllte er, denn er wusste, dass sie dieser Übermacht nichts entgegenzusetzen hatten.

   Die beiden Krieger liefen schneller, blieben aber urplötzlich stehen. Überrascht sahen sie, dass sich Keal vor den Pferden mit den Barbarinnen aufgebaut hatte. Seine Fesseln waren durchschnitten und er hielt einen Dolch in den Händen. Tareks Dolch.

   Brok sah den Dunkelelb hasserfüllt an und brüllte: »Tötet ihn! Und bringt mir die Mädchen!«

   Keal deutete eine Verbeugung an und verhöhnte damit die zwei Krieger. Und diese griffen an!

   Mit schnellen und kräftig geführten Schlägen versuchten sie, den Elb in die Zange zu nehmen. Doch dieser parierte ihre Schläge mühelos und wich dabei geschickt aus.

   Er stieß einem den Dolch in den Bauch, riss ihn dann heraus und stach erneut zu. Diesmal direkt in sein linkes Auge.

   Kurz schrie der Thargat auf und sank zu Boden. Keal ließ den Dolch stecken, fasste das Schwert des Toten und griff nun den verbliebenen Krieger an.

   Dieser war völlig überrumpelt und der Dunkelelb schlug ihm mit einem wohlplatzierten Schlag den Kopf ab.

   Aus den Augenwinkeln bemerkte Keal eine Bewegung, riss instinktiv sein Schwert hoch und parierte gerade noch so den Schlag von Brok, der vor Wut schnaubend auf ihn eindrosch.

   Auf seine Männer, die sich gegen die Übermacht der Gardalder und Theg kaum noch zur Wehr setzen konnten, achtete der Anführer nicht mehr. Er war einzig auf den Elb konzentriert.

   »Du verdammter Hund!«, brüllte er. »Ich weiß nicht, wie du das gemacht hast, aber das war deine letzte Tat.«

   »Um dir das zu erklären, reicht deine Lebenszeit nicht mehr aus«, erwiderte Keal und grinste dabei.

   Wieder und wieder griff der Nomadenanführer an, doch der Elb parierte jeden seiner Schläge.

   Doch dann griff Brok zu einer List. Er deutete einen Angriff an, ließ sich dann aber in der Verteidigung Keals zu Boden fallen, vollführte eine Rolle und warf einen Dolch nach ihm.

   Instinktiv drehte der Elb sich zur Seite und entging so dem Geschoß. Dies aber reichte Brok aus, um Keal sein Schwert in den Rücken zu rammen.

   Getroffen schrie er auf und sackte auf die Knie.

   Der Anführer grinste teuflisch, hob sein Schwert und zielte dabei auf den Nacken des Elbs. »Jetzt stirbst du, Elb!«, schleuderte er ihm hasserfüllt zu.

   Keal schloss die Augen und erwartete seinen Tod. Doch der kam nicht.

   Durch den Blutverlust geschwächt, öffnete er seine Augen. Er erkannte schemenhaft mehrere Männer und Frauen, die um ihn herumstanden. Dann fiel er ohnmächtig in den Sand.

   Als er schließlich wieder erwachte, fand er sich unter einer Decke auf einem primitiven Bett liegend. Er versuchte, sich aufzurichten, was ihm nach einigen Versuchen unter Schmerzen auch gelang.

   Er stellte fest, dass er sich in einem Zelt befinden musste. Dann schob sich das Gesicht einer Frau heran, die ihn sanft an den Schultern fasste und zurück in das Bett drückte.

   »Es ist zu früh, aufzustehen, Elb«, sagte sie. »Deine Wunde war tief und du kannst von Glück reden, dass du noch am Leben bist. Zu welchem Gott auch immer du betest, danke ihm dafür.«

   »Wo bin ich?«, fragte Keal, der sich entspannt hatte.

   »Du befindest dich in Gardald. Dem Lager von Carom. Ich bin Tena, die Heilerin.«

   »Ah«, sagte er. »Dann verdanke ich dir meine Rettung.«

   Sie lächelte ihn an. »Vor allem verdankst du es Carom und Alena, die dich schnell genug zu mir bringen konnten.«

   Jetzt erinnerte Keal sich wieder. Der Kampf, Brok, der Stich.

   Da wurde die Plane aufgeschlagen und ein mächtiger Barbar betrat das Zelt. Es war Carom, gefolgt von seiner Tochter.

   »Na, Tena? Lebt er noch?«, fragte der Barbar und grinste dabei.

   »Natürlich lebt er. Du zweifelst doch nicht etwa an meinen Fähigkeiten?«, gab ihm die Heilerin zur Antwort.

   »Kann man mit ihm sprechen? Oder gibt es heilerische Einwände?«

   »Ihr könnt mit mir sprechen«, schaltete sich Keal ein. »Und tut bitte nicht so, als wenn ich nicht da wäre.«

   »Das überlasst ihr bitte mir, Elb«, sagte Tena tadelnd. »Ich bin hier die Heilerin. Aber ja, Carom, du kannst mit meinem Patienten sprechen.«

   Alena schob sich an ihrem Vater vorbei und fauchte Keal an: »Du hast dich benommen wie ein Waschweib! Einfach widerlich, dich so anzubiedern.«

   »Hätte ich das nicht getan, dann wären deine Krieger zu spät gekommen«, entgegnete der Elb. 

   »Wie meinst du das?«, fragte die Barbarin.

   »Als wir kämpften, da meldeten sich meine Elbensinne«, erklärte er. »Es drohte eine Gefahr, dass hatte ich euch ja gesagt.«

   »Ja, da warst du wirklich sehr präzise«, antwortete sie schnippisch.

   »Wie soll ich euch erklären, was Elbensinne sind? Das hättet ihr nicht verstanden.«

   »Weil wir ungehobelte Wilde sind, nicht wahr?«, sagte Alena wütend.

   »Nein, das habe ich nicht gesagt!« Auch Keals Stimme war nun ärgerlich geworden.

   »Ihr scheint euch ja ausgezeichnet zu verstehen«, mischte sich jetzt Carom ein und lachte.

   »Er hat keine Manieren, Vater. Er ist ein ungehobelter Kerl!«

   »Und du bist eine aufbrausende Göre«, sagte ihr Vater streng. »Und nun lass den Elb aussprechen. Ich will wissen, was passiert ist.«

   »Mein Name ist Keal«, sagte der Dunkelelb und erhob sich etwas von seiner Liege.

   Carom sah ihn an und nickte kurz. »Fahrt bitte fort, Keal.«

   »Während unseres Kampfes versuchte ich, eure Reittiere zu verjagen. Denn ich war sicher, dass sich eure Stämme auf die Suche nach euch machen würden, wenn sie ohne Reiter auftauchen.«

   »Ihr seid listig«, erkannte Carom respektvoll an.

   »Danke. Und als wir schließlich von diesen Banditen gefangen wurden, da musste ich …«

   Alena fiel ihm schnippisch ins Wort: »Dein eigenes Leben retten.«

   »Ja, das auch. Das gebe ich zu. Aber mir war wichtig, dass euch Mädchen nichts geschieht.«

   Die Barbarin fuhr hoch: »Mädchen? Hat es dir nicht gereicht, dass ich dich besiegt habe? Wie kannst du nur so …«

   Doch da unterbrach sie ihr Vater: »Alena!« Donnernd hallte seine Stimme durch das Zelt. »Du beschämst mich. Zeig etwas Anstand und verhalte dich wie eine Häuptlingstochter!«

   Die Barbarin ließ ihren Blick zu Boden gleiten. »Ja, Vater«, sagte sie leise.

   »Erzählt bitte weiter«, forderte Carom den Elb auf.

   »Mir war klar, dass ich diese Nomaden irgendwie verlangsamen musste. Also spielte ich ihnen einen unbeholfenen Elb vor, der keine Ahnung von der Welt hat.«

   Keal ließ eine kleine Pause und fuhr dann fort: »Und ich hatte mich zum Glück nicht getäuscht. Denn als ihr auftauchtet, war der Rest ein Kinderspiel.«

   Der Häuptling der Gardald lachte laut und schallend: »Haha. Ein Kinderspiel, das euch fast euer Leben gekostet hat. Hätte Alena nicht eingegriffen, wir hätten euch dort liegen und verbluten lassen.«

   Nun war es an Keal, überrascht zu sein. »Dann … hast du mir zweimal das Leben gerettet«, sagte er sanft. »Hab Dank.«

   Die Barbarin hob ihren Kopf und sah ihn an. »Schon gut. Das … das ist nichts.«

   Carom ließ den Blick von seiner Tochter zu Keal gleiten und wieder zurück.

   »Ich denke, ihr habt euch gegenseitig gerettet«, sagte er dann.

   »Wenn man es genau nimmt, dann schuldet mir der Elb trotzdem etwas. Schließlich hat er mich nur einmal …«

   »Ich habe mich vor euch gestellt, als die Nomaden euch als Schild nutzen wollten!«, unterbrach Keal sie.

   »Hört ihr wohl auf zu streiten?«, fragte Carom und versuchte, seiner Stimme einen autoritären Klang zu verleihen. Doch innerlich amüsierte er sich über Alena und den Elb.

   »Verzeiht, Häuptling. Ich möchte mich für meine Worte entschuldigen.«

   Alena verdrehte die Augen. »Ja, ´tschuldigung«, sagte sie dann.

   »Was machen wir jetzt mit dir, El… Keal?«, fragte Carom und grübelte. »Sollen wir dich nach deiner Heilung zu den deinen geleiten?«

   »Das geht nicht, Vater«, schaltete sich Alena ein und beide Männer sahen sie überrascht an. »Er … er wird gesucht.«

   »Ich fürchte, ich brauche eine Erklärung.«

   Also erzählte Keal ihm seine Geschichte. Ab und zu übernahm auch Alena das Reden, welches ihr spitze Bemerkungen des Elbs einbrachte und sie diese ebenso giftig erwiderte.

   Mehrmals musste Carom einschreiten und die beiden Streithälse trennen, auch wenn er sich dabei köstlich amüsierte.

   Schließlich aber fand die Erzählung Keals sein Ende und der Häuptling der Gardald strich sich nachdenklich über den Bart.

   »Hm, dass ist eine vertrackte Situation«, stimmte er zu.

   »Kann er nicht hierbleiben, Vater?«, fragte Alena zur völligen Überraschung aller.

   »Tja. Das wäre eine Möglichkeit.« Carom überlegte. »Schließlich kann ich den Retter meiner Tochter nicht einfach so dem Tod aussetzen.«

   »Das kann ich nicht verlangen«, schaltete sich Keal ein. »Wenn mein Bruder davon erfährt, dann wird er alles daran setzen, mich in seine Finger zu bekommen.«

   Der Häuptling sah ihn nun belustigt an. »Keal. Wenn dein Bruder es wagen sollte, in unsere Wüstenlande zu kommen, dann wird ihn hier die Hölle erwarten.«

   »Jetzt sei nicht so stur und steck dir deine Hochnäsigkeit an den Hut«, sagte Alena.

   Gerade wollte Keal antworten, da schaltete sich Carom ein: »Keal. Ich biete dir unseren Schutz und eine Bleibe an. Das ist das Mindeste, was ich für dich tun kann. Du musst dich natürlich unserer Lebensweise und Gepflogenheiten anpassen. Aber ich denke, dass wird schon klappen. Die Entscheidung liegt natürlich bei dir.«

   Keal ließ sich auf die Liege zurücksinken. »Ich bedanke mich bei dir, Häuptling der Gardald, und nehme an.«

   Carom lächelte. »Sehr gut. Ich stelle dir eine Patronin zur Seite, die dich bei uns einführt. Alena.«

   Die Barbarin drehte langsam ihren Kopf und sah ihren Vater entgeistert an. »Was?«, fragte sie.

   »Du wirst dafür sorgen, dass sich der … dass sich Keal bei uns einlebt. Und du wirst ihm alles beibringen, was er wissen muss.«

   »Das kann nicht dein Ernst sein, Vater«, erwiderte sie verdutzt. Dann fiel ihr Blick auf den Elb, der auf seinem Bett lag und sie schelmisch angrinste.

   »Du brauchst nicht so zu grinsen«, sagte sie verärgert. »Ich werde dafür sorgen, dass du dich hier benehmen wirst!«

   »Wenn du das genau so gut hinbekommst, wie mit stumpfen Schwerten kämpfen, dann …«, entgegnete Keal und wurde von Alena unterbrochen:

   »Selbst mit einer stumpfen Waffe habe ich dich besiegt!«

   »Weil du mir zwischen die Beine getreten hast!«

   »So kämpfen wir! Und ich werde dafür sorgen, dass du das lernst!«

   Carom schüttelte amüsiert den Kopf, wendete sich um und verließ das Zelt, während die Streiterei der Beiden hinter ihm weiterging.

   Draußen erwartete ihn seine Frau. »Und? Bleibt der Elb bei uns?«, fragte sie.

   Carom nickte. »Ja, er hat sich dafür entschieden.« Dann sah er Frayar ernst an. »Ich fürchte, es wird Krieg geben.«

   Erstaunt und auch etwas ängstlich fragte sie: »Krieg? Mit wem? Und warum?«

   Der Häuptling wendete sich ab und blickte auf die weite Steppe hinaus. Mehrere Minuten schwieg er.

   Frayar gesellte sich zu ihm und umfasste sanft seinen Arm.

   Der Krieger löste sich aus seiner Starre, wandt den Blick aber nicht ab.

   »Wenn es stimmt, was der … was Keal erzählt hat, und davon gehe ich aus, dann werden wir ihm beistehen müssen. Wir können den Retter unserer Tochter nicht seinem Schicksal überlassen.«

   »Wovon redest du? Was hat er erzählt?«, fragte ihn Frayar ratlos.

   Er dreht sich zu ihr um, nahm sie urplötzlich in den Arm und drückte sie fest an sich. Dann sagte er: »Komm, wir wollen etwas gehen. Dann erkläre ich dir alles.«

   Und so schritten sie aus dem Lager in die Wüste hinaus.

 

Ende

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